| Bericht des Bootsmaates Rudolf Fetz: 
 Tagsüber blieben wir als Fühlungshalter 
				in gewisser Entfernung am Konvoi, aber so gegen 17:00 Uhr am 26.12.1942 waren wir wieder nahe heran. Als ich 
				nach kurzer Ablösung wieder auf die Brücke kam, waren die Aufbauten eines Dampfers des Geleitzuges 
				mit bloßem Auge sichtbar. Auf meinen Hinweis, wir sind zu nahe, kam die Antwort des Kommandanten, wir 
				dürfen den Geleitzug nicht verlieren.
 Aber dann war es soweit, ich sah auf meiner Seite einen Zerstörer 
				auf uns zukommen. Ich gab sofort Alarm und besetzte das achtere Tiefenruder.
 Bei 60 Meter kamen die ersten Wasserbomben 
				ziemlich nahe, starke Erschütterung. Der Verdichter wurde aus der Ankerung gerissen und fiel auf die 
				Bodenplatten. Ein Maschinengefreiter wurde dabei verletzt. Außerdem trat Wasser bei den Abgasklappen und Buchsen 
				ein. Da kein Befehl irgendeiner Art erfolgte, legte ich das Tiefenruder hart oben, ebenso auf meine Anweisung 
				auch das vordere Ruder. Durch dieses Manöver gelang es, das Boot bei 160 Meter abzufangen.
 Leider ließ 
				sich U 357 auf dieser Tiefe nicht halten, im Laufe der nächsten zwei Stunden sackte es immer wieder durch.
				Bei 200 Meter Tiefe mussten wir die E-Maschinen auf große Fahrt halten.
 
 So gegen 20:00 Uhr kam das Ende. Ich 
				meldete dem Kommandanten, dass sich das Boot nicht halten lässt. Trotz großer Fahrt sackte das Boot 
				auf 210 Meter, zuletzt auf 220 Meter. Da kam der Befehl: "Alles klar machen, zum Auftauchen!" Zuerst reagierte 
				das Boot überhaupt nicht. Erst nach ungefähr 10 Minuten stieg der Zeiger langsam nach oben. Mit der 
				letzten Luft gelang es, U 357 an die Oberfläche zu bringen. Das war gegen 20:00 Uhr Bordzeit.
 Der II. Wachoffizier 
				Dornseifer verliert die Nerven, öffnet das Turmluk, stüürzt auf die Brücke, hinter ihm der Kommandant. 
				Als ich mit dem Kopf durch das Luk war, sah ich, wie der Kommandant die Arme nach oben reißt und über 
				den Wintergarten in der See verschwindet, ebenso der II. Wachoffizier. Die Briten schossen mit leichten Waffen 
				auf uns.
 Nach Meldung an den I. Wachoffizier übernahm dieser das Kommando. Er kam in den Turm, wo wir beide 
				mit leicht ausgefahrenem Sehrohr die Lage peilten. Zwei Zerstörer hatten uns in der Zange, kurze Entscheidung: 
				Anfrage in den Bugraum zum Torpedomixer. Leider wurde die Torpedoanlage unklar gemeldet. Die Chance zu entkommen, 
				weil es Nacht war, war gering, aber wir versuchten es, ohne Erfolg.
 So gegen 22:00 Uhr bekamen wir einen Granattreffer 
				in das Seitenruder. Wir fuhren mit beiden Dieseln große Fahrt, aber nur im Kreis. Daraufhin befahl der I. 
				Wachoffizier: "Klar bei Schwimmwesten - klar machen zum Aussteigen. Boot klarmachen zum Sprengen!" Der Zentralemaat 
				meldet, Sprengkammer lässt sich nicht öffnen. Der I. Wachoffizier entschied: "Alle Mann aus dem Boot!"
 Die Diesel laufen auf großer Fahrt weiter. Mit dem Zentralemaat öffne ich in der Zentrale die Flutventile 
				und steige mit ihm in den Turm. Auf der Brücke sah ich noch den größten Teil der Besatzung zusammen 
				im Wasser treiben. Ein Brecher spülte auch mich von Bord. Nach geraumer Zeit tauchte ein Schatten auf, kurze 
				Zeit später höre ich ein Knirschen. Ein Zerstörer rammte das immer noch an der Wasseroberfläche 
				befindliche Boot. Dann war ich allein, nichts zu hören und zu sehen.
 
 Nach langer Zeit, nachdem ich steif wie 
				ein Brett war, blitzte ein Scheinwerfer in der Nähe auf, ein Wellenberg hob mich hoch, als der Strahl darüberstrich 
				und ich gesehen wurde. Der Zerstörer kam näher und zwei Matrosen holten mich an der Luvseite aus dem Wasser.
				Jetzt sah ich, dass die Bugsteven des Zerstörers "HMS Vanessa" gestutzt waren, er war es, der unser Boot gerammt 
				hatte, deswegen konnte er, laut Aussage, mit dem Suchen nach Überlebenden so spät beginnen.
 
 Am nächsten 
				Tag gab es ein Seemannsbegräbnis: Bootsmaat Josef Gieras war an Erschöpfung verstorben.
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